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„Ich hoffe einfach, dass es nach Trumps Amtszeit wieder normal wird: Wie Strafzölle diesem Unternehmer schaden
Zusammenfassung:Jon Calma Vergara betreibt ein Geschäft, in dem er Schablonen für Angelköder an Kunden in den USA ve
Die Abschaffung der US-de-minimis-Grenze Ende August bringt kleine Exporteure unter Druck – Sendungen stocken, Kosten steigen.
Während Großkonzerne weitgehend unberührt bleiben, kämpfen kleinere Anbieter mit teuren Umstellungen und neuen Hürden.
Zollunsicherheit ist nur der Anfang – zusätzliche Risiken wie Inspektionen, Papierkram und Lagerverluste belasten zunehmend das Tagesgeschäft.
Als Jon Calma Vergaras Pakete wieder vor seiner Haustür in Singapur auftauchten, wusste er, dass etwas ernsthaft schiefgelaufen war. Vergara betreibt JCV Custom Works, ein kleines 3D-Druck-Unternehmen, das seit 2019 Schablonen für Angelköder verkauft. Fast alle seine Bestellungen gehen in die USA.
Doch Ende August strichen die USA ihre sogenannte „de minimis-Ausnahme für geringwertige Importe, woraufhin der nationale Postdienst Singapurs den Versand dorthin einstellte. Vergara wechselte daher zu einem privaten Kurierdienst – aber seine ersten Sendungen verließen Singapur nie.
„Ich habe ständig angerufen, und sie sagten mir, meine Ware sei schon in den USA“, sagte er zu BUSINESS INSIDER (BI). „Drei Wochen später kam alles zurück. Ich war sehr wütend.” Schließlich fand er einen anderen privaten Kurierdienst, der die zusätzlichen Formulare korrekt bearbeitete und die Pakete innerhalb etwa einer Woche zustellte.
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Vergara: Gewinnspanne ist um zehn bis 15 Prozent gesunken
Doch diese Lösung hatte ihren Preis: Wo Vergara früher pauschal 15 US-Dollar (etwa 13 Euro) Versandkosten berechnete, verlangt er von seinen US-Kunden nun 25 US-Dollar (etwa 22 Euro). Das ist ein spürbarer Aufschlag bei Produkten, die zwischen 14 und 75 US-Dollar kosten. Dennoch liegt dieser Betrag unter den tatsächlichen Versandkosten von etwa 36 US-Dollar pro Stück, wenn Steuern und andere Gebühren eingerechnet werden.
Vergara musste sich außerdem mit komplexen Codes des „Harmonized Tariff Schedule“ (HTS) beschäftigen – eine Formalität, die nun entscheidend dafür ist, wie hoch die Zollgebühren für seine wöchentlich vier bis fünf Sendungen im Wert von jeweils 200 bis 400 US-Dollar ausfallen. „Früher musste ich keinen HTS-Code angeben. Jetzt ist das wichtig”, sagt er.
Zwar erreichen seine Produkte die Kunden mittlerweile wieder, doch seine Gewinnspanne ist um zehn bis 15 Prozent gesunken, und er hat einen Mindestbestellwert von 50 US-Dollar eingeführt, um die Kosten zu decken.
Zusätzlich berücksichtigt er jetzt auch geschäftliche Risiken – etwa unsichere Lieferketten oder höhere Kosten für Ersatz bei Verlust oder Beschädigung – die seine Einnahmen im Vergleich zur Zeit vor dem Wegfall der de-minimis-Regel um 40 bis 50 Prozent schmälern könnten. „Ich garantiere immer, dass die Kunden ihre Produkte erhalten – oder ich schicke kostenlos Ersatz, sagt Vergara.
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Die versteckten Kosten der Zölle treffen vor allem Kleinunternehmer
Vergaras Online-Shop für Schablonen ist nicht seine Haupteinnahmequelle – tagsüber arbeitet er als Partner in einem Innenarchitekturbüro. Aber der Nebenverdienst macht 20 bis 25 Prozent seines monatlichen Einkommens aus. „Auch wenn es nur ein Nebenjob ist, hilft er mir sehr bei meinen monatlichen Ausgaben, sagt er.
Seine Geschichte macht ein größeres Problem deutlich: Zölle selbst sind selten die einzige Belastung für Unternehmen. Der Schaden entsteht oft durch Folgewirkungen: fehlgeschlagene Lieferungen, Zollverzögerungen, unangekündigte Inspektionen, Vertragsstreitigkeiten und zusätzlicher Papierkram.
„Zölle haben eine Kettenreaktion zur Folge – etwa, dass die US-Zollbehörden mehr Kontrollen durchführen, nach HTS-Codes suchen oder Produktvarianten genauer prüfen“, erklärt Shana Wray, leitende Lösungsarchitektin beim Logistikdaten-Anbieter Fourkites, im Gespräch mit BI. „Und sobald das passiert, bleiben die Waren an Flughäfen oder Seehäfen stecken.”
Wray berichtet, dass Kosten für Lagerverzögerungen und Standgebühren je nach Unternehmen zwischen Hunderttausenden und bis zu 8,5 Millionen US-Dollar pro Jahr betragen können. Größere Firmen, so Wray, könnten sich oft bessere Vertragskonditionen sichern und erhielten bei überlasteten Häfen bevorzugte Behandlung. Kleinere Unternehmen haben diesen Hebel nicht.
Das bedeutet: Zwei Unternehmen können dem gleichen Zollsatz unterliegen – und trotzdem ganz unterschiedliche Konsequenzen spüren. Für multinationale Konzerne ist es nur ein Ärgernis. Für Kleinstexporteure wie Vergara geht es ums Überleben. „Früher hatte ich einen Pauschalpreis für den Versand – egal wie viel bestellt wurde. Jetzt muss ich wegen der Änderungen mehr berechnen, sagt Vergara.
Viele seiner Kunden, vermutet er, hätten den Preisanstieg dennoch akzeptiert – weil sie US-Präsident Donald Trump und dessen Politik unterstützen. Zu diesem Schluss kam er nach eigenen Angaben durch Social-Media-Beiträge seiner Kunden und Bestellungen für Schablonen mit Trump-Motiven.
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Handelsanwältin: Auch Verträge schützen nicht vor Zöllen
Für viele Unternehmen endet der Schmerz nicht bei der Logistik. Viele Firmen, die sich durch Verträge abgesichert glaubten, stellen fest: Selbst vertragliche Vereinbarungen schützen nicht zuverlässig. Zollerhöhungen gelten in der Regel nicht als höhere Gewalt („Force Majeure) – also nicht als unvorhersehbare Ereignisse, die eine Vertragsauflösung rechtfertigen würden.
„Die meisten Verträge geben Ihnen kein automatisches Recht auf Schadenersatz oder Entschädigung für Verzögerungen, nur weil sich Zölle geändert haben. So einfach ist das nicht, sagte Kala Anandarajah, Handelsanwältin bei der Kanzlei Raja and Tann in Singapur, bei einer Branchenveranstaltung im vergangenen Monat.
Große Unternehmen können auf andere Lieferanten ausweichen oder ihre Produktion verlagern. Kleine Firmen wie die von Vergara können nur versuchen, die höheren Versandkosten weiterzugeben, geringere Gewinne zu akzeptieren – oder hoffen, dass ihre Kunden geduldig bleiben.
Vergara sieht zumindest einen Vorteil der höheren Versandkosten: Die Kunden sind zufriedener, weil die Pakete schneller ankommen. Trotzdem sind die zusätzlichen Kosten eine echte Belastung für sein kleines Unternehmen. „Ich hoffe einfach, dass es nach Trumps Amtszeit wieder normal wird, sagt Vergara.
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